
Rolling Stones: Alle Songs
Die Geschichten hinter den Tracks
Philippe Margotin / Jean-Michel Guesdon
Erstveröffentlichung: 16. Oktober 2017
752 Seiten in deutscher Sprache
Delius Klasing Verlag „Edition Delius“, Bielefeld
ISBN: 978-3-667-11088-6
Preis: 59,90 € (D) / 61,60 € (A)
Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der vermeintlichen Rivalen Beatles und Stones, dass die Band um Mick Jagger und Keith Richards immer ein bisschen hinter den Liverpoolern hinterherhinkte. Von der Emanzipation als Songschreiber, über Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band vs. Their Satanic Majesties Request bis hin zur Veröffentlichung von BBC-Archivaufnahmen (die Stones verwenden mit „On Air“ bei ihrer VÖ im Dezember 2017 sogar den gleichen Titel wie die Beatles) gibt es viele Beispiele dafür, dass die Stones nicht gerade als Innovatoren glänzten. Dennoch haben die Rolling Stones ihren würdigen und herausragenden Platz in der Rockgeschichte schon lange sicher.
Nun erscheint am 16. Oktober 2017 der drei Kilo schwere Wälzer „Rolling Stones: Alle Songs“ und setzt damit quasi die Reihe der Nachahmungen fort. Denn genau vor drei Jahren veröffentlichte das französische Autorenteam Jean-Michel Guesdon und Philippe Margotin die entsprechende Enzyklopädie „Beatles total: Die Geschichten hinter den Songs“ (ex-beatles.de berichtete). Das jetzt vorliegende Stones-Nachschlagewerk ist mit einem Plus von gut 70 Seiten etwas umfangreicher als „Beatles total“ (schließlich nehmen die Stones nach wie vor Platten auf) und mit 266 Farb- und 335 S/W-Fotos großzügig bebildert.

Wie es sich für ein ambitioniertes Nachschlagewerk gehört, geht auch „Rolling Stones: Alle Songs“ chronologisch vor. Nach einer kurzen Einführung zu den Ursprüngen der Rolling Stones werden auf der Grundlage der britischen Diskografie die jeweiligen Singles und Alben ausführlich vorgestellt. Dies beginnt mit der 1963er Single „Come On / I Want To Be Loved“ bis zum aktuellen Album „Blue & Lonesome“ vom Dezember 2016. Im Einzelnen sieht das so aus, dass zunächst in einem längeren Artikel die Enstehungsgeschichte des entsprechenden Albums beleuchtet wird. Auch die Albumcover werden in einem dafür vorgesehenen Abschnitt besprochen. Im ganzen Buch ist allerdings nicht ein Cover der Stones-Diskografie abgebildet. Zweifellos ein großes und auch nicht nachvollziehbares Versäumnis.
Jeder einzelne Song erhält zunächst grundlegende Angaben zum Erscheinungsdatum, zu den Komponisten, der Laufzeit, den beteiligten Musikern, zum Aufnahmestudio und zum technischen Team. Die genauere Beschreibung ist zweigeteilt: Ein „Vorgeschichte“ genannter Abschnitt klärt über die Hintergründe des Songs auf, ein zweiter Teil gibt Aufschluss über die Aufnahme selbst. Analog zu „Beatles total“ (Rubrik „Für Beatlemaniacs“) gibt es auch in diesem Buch einen Passus, der spezielle Details – neudeutsch Fun Facts – zum jeweiligen Song präsentiert: „Für Stones Addicts“. Zusätzlich findet man hier und da einen „Genau hingehört“-Textblock. Hier wird mit Zeitangaben auf Fehler oder besondere Aufnahmedetails hingewiesen.

Da die Rolling Stones deutlich mehr im Blues verwurzelt sind als die Beatles es waren, ist es gerade in der Darstellung der 60er Jahre sinnvoll und gut gelöst, auch mal die R&B-Pioniere vorzustellen, die gerade für die Rolling Stones von so großer Bedeutung sind. Abbildungen und kurze Texte würdigen Leute wie Slim Harpo, Solomon Burke, Jimmy Reed, Willie Dixon, Barrett Strong und viele andere, die sonst im Kleingedruckten untergehen. Besonders wichtige Studiomusiker werden mit ausführlichen Beiträgen hervorgehoben, so z.B. der Pianist Nicky Hopkins. Der begnadete Tastenmann veredelte nicht nur John Lennons „Jealous Guy“ oder George Harrisons „Give Me Love (Give Me Peace On Earth)“, sondern drückte Stones-Klassikern wie „We Love You“, „Sympathy For The Devil“ oder auch „Angie“ seinen ganz speziellen Stempel auf.
„Rolling Stones: Alle Songs“ wird wie auch „Beatles total“ im Bereich der deutschsprachigen Buchveröffentlichungen in Zukunft ein Standardwerk darstellen. Nicht nur für Fans der Rolling Stones ist dieses Buch ein nützliches Kompendium. Auch der Autor dieser Zeilen kann sich beispielsweise nicht erinnern schon einmal gelesen zu haben, dass George Harrison den Wunsch der Stones zurückwies, an deren ausgezeichneten Album „Sticky Fingers“ mitzuwirken.
Uneingeschränkte Kaufempfehlung.
