1983 – „Pipes Of Peace“

Pipes Of Peace

Veröffentlicht:  31. Oktober 1983
LP: EMI / Odeon 1C 064 – 1652301 (Deutschland)
CD: EMI 0777 7 89226 6 7 (Digitally Remastered)

Titel:
Pipes Of Peace / Say Say Say / The Other Me / Keep Under Cover / So Bad / The Man / Sweetest Little Show / Average Person / Hey Hey / Tug Of Peace / Through Our Love
Bonus Tracks auf der remasterten CD: Twice In A Lifetime / We All Stand Together (Full Version) / Simple As That

Gerade mal anderthalb Jahre waren nach „Tug Of War“ verstrichen und schon stand mit „Pipes Of Peace“ ein neues McCartney-Album in den Regalen. Das „Pipes Of Peace“-Album ist im Wesentlichen für zwei Dinge bekannt: Es enthält mit dem Titelsong und „Say Say Say“ nicht weniger als zwei Nummer Eins-Hits und gilt dennoch neben „McCartney II“ als das schwächste Album McCartneys in den Achtziger Jahren. Doch eins nach dem anderen:

Seit 1980 gab es Gerüchte um eine mögliche Kollaboration von Paul McCartney und Michael Jackson. Beide trafen sich erstmals 1975. Weitere Kontakte gab es nicht. Vier Jahre später kam Jacksons „Off The Wall“-Album auf den Markt, das eine Coverversion des McCartney-Titels „Girlfriend“ (siehe „London Town“, 1978) enthielt. 1980 kam Jackson wieder in den Fokus des McCartneyschen Interesses, als dieser eine Goldene Schallplatte des „Off The Wall“-Albums überreicht bekam. Wenig später rief Michael Jackson den „Girlfriend“-Komponisten an mit dem Vorschlag, gemeinsam ein „paar Hits“ zu schreiben. Beide kamen nach den „Tug Of War“-Aufnahmen von Montserrat im Mai 1981 tatsächlich zusammen und arbeitet an zwei Titeln: „Say Say Say“ und „The Man“. Beide Songs landeten auf „Pipes Of Peace“. Ein gutes Jahr später traf man sich wieder und nahm im Gegenzug für Jacksons Magnus Opus „Thriller“ das bekannte Hit-Duett „The Girl Is Mine“ auf (mehr dazu zukünftig unter „Bits And Pieces“).

Die Songs, die zur Zusammenstellung von „Tug Of War“ zur Verfügung standen, hätten für ein Doppellabum ausgereicht. Glücklicherweise beschränkte man sich auf eine Einzel-LP, denn die aussortierten Songs standen qualitativ in jeder Hinsicht auf einer niedrigeren Stufe. Die Zusammenarbeit mit einem Mega-Star wie Michael Jackson legte es nahe, nach dem gepriesenen und erfolgreichen Album „Tug Of War“ einen Langspieler nachzulegen. Mit den Outtakes von „Tug Of War“ und den neuen Aufnahmen mit Jackson war nur wenig Arbeit erforderlich, um in kurzer Zeit ein neues Album präsentieren zu können. So begann Paul McCartney im September 1982 in seinem Studio in Sussex an der Überarbeitung der geplanten Songs für „Pipes Of Peace“. Zählt man jedoch alle Aufnahmesessions mit, die am Ende für „Pipes Of Peace“ relevant waren, so erhält man die Zeitspanne Dezember 1980 bis Juli 1983.

Der Titelsong macht den Anfang. Aus dem Nichts erklingen expressive Orchesterpassagen [die sehr an Teile von McCartneys „Standing Stone“-Symphonie (1997) erinnern] und führen die Soundlandschaft im Crescendo aus scheinbarem Chaos zu einem gemeinsamen gewaltigen Akkord aller Instrumente. Nachdem dieser sachte ausklingt, sind McCartney-typische Klavierakkorde zu vernehmen. Dazu ein gesangliches Intro, das melodisch eigentlich nicht zum Rest des Songs passt, aber geschickt konstruiert und ergänzt durch indische Tablas am Ende wiederkehrt und so dem Ganzen einen interessanten Rahmen gibt. Damit sind dann aber auch schon fast alle positiven Elemente des Titels genannt, denn Strophen und Refrain sind zwar eingängig, aber leiden an der Naivität und Oberflächlichkeit, die man McCartney allgemein vorwirft. Dieses stereotype Vorurteil verfolgt Paul McCartney bis heute und ist begründet in Songs wie „Pipes Of Peace“. Der Friedensappell ist ehrenwert, aber die Umsetzung treibt so manchem Rockfan die Sorgenfalten auf die Stirn. Da trällern Kinderchöre und der Komponist reiht sich ein mit einem Text, der dem Hörer weismachen will, dass die Liebe alle Probleme der Welt ausradieren könne. Sicher alles richtig, doch hier fehlt der vielbeschworene Biss und die Tiefe, die Lennons friedensbewegte Songs ausmachen. Dennoch konnte Paul McCartney mit der Singleauskopplung in England wieder eine Nummer 1 verbuchen. Für den Singlemix wurde übrigens auf das orchestrale Intro verzichtet. Um McCartney nicht unrecht zu tun, sollte vielleicht noch erwähnt werden, dass „Pipes Of Peace“ nicht ohne Grund ein solches Leichtgewicht wurde: Der Jazzmusiker George Melly bat den Ex-Beatle, für ein Kinderhilfswerk einen positiven Song zu schreiben, der Hoffung auf eine Zukunft macht.

War es beim Vorgängeralbum noch Stevie Wonder, der durch sein Zutun Paul McCartney zu großem kommerziellen Erfolg verhalf, so arbeitete Paul McCartney auf „Pipes Of Peace“ abermals mit einem Superstar zusammen: Michael Jackson. Um die Geschichte dieser ungewöhnlichen Fusion ranken sich mittlerweile Legenden, insbesondere um die spätere „Feindschaft“ zwischen den Beiden, da Michael Jackson 1985 die Beatles-Songrechte Paul McCartney und Yoko Ono vor der Nase wegschnappte und McCartney selbst derjenige war, der Jackson empfahl, ins Verlagsgeschäft einzusteigen. Wie auch immer: Für „Say Say Say“ existierte bereits ein Grundgerüst und McCartney erhoffte sich von Jackson einen Songwriting-Prozess, wie er mit John Lennon in den frühen Beatles-Jahren gang und gäbe war: Einer wirft eine Idee ein, der andere nimmt den Faden auf, gibt seinen Input, auf den wiederum der Partner anspringt … und so weiter. Tasächlich war der Song schnell geschrieben, doch die Aufnahmen zogen sich hin bis in den Februar 1983. Musikalisch trieb es „Say Say Say“ auf die Tanzflächen der Welt. Für McCartney gängige Instrumente wie Gitarre und Klavier spielten bei diesem Song nur eine sehr untergeordnete bzw. gar keine Rolle – statt einer ausgefeilten Melodie erhält der Rhythmus den Vorzug. Die eingängige Nummer wird von einer Bläsergruppe vorangetrieben, wobei sich McCartney und Jackson den Gesang gleichmäßig aufteilen. Wohl kaum vorher und nachher hat jemals ein musikalischer Mitstreiter auf einem McCartney-Album einem Song so konsequent seinen Stempel aufgedrückt. Natürlich wurde „Say Say Say“ als Single ausgekoppelt und im Windschatten von Jacksons weltweitem Erfolg war es ebenso selbstverständlich, dass der Song die Spitzen der Charts erklomm: Platz 1 in den USA und Platz 2 in England war schon ein großer Wurf.

„The Other Me“ lässt auf den ersten Blick den Schluss zu, hier könne es sich um einen spannenden Text handeln, in dem Paul McCartney Geheimnisse über sein anderes Ich offenbart. Doch auch dieser Song bleibt eher allgemein und an der Oberfläche. Gesetzt den Fall, dass es hier um die Eheleute McCartney geht, so beschreibt Paul sich selbst als Romantiker, der zwar gerne anders wäre, aber von Linda (als Realistin) stets auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden muss, wenn er sich mal wieder nicht über die Konsequenzen seines Handelns bewusst war. Der Text sorgt für den einen oder anderen Schmunzler, weil McCartney (nicht zum ersten Mal) nach dem „Reim-dich-oder-ich-fress-dich“-Prinzip vorgeht (wie verhält sich eigentlich ein Mülleimer-Deckel?):

„I know I was a crazy fool
For treating you the way I did
But something took a hold of me
And I acted like a dustbin lid.“

Doch der Song hat durchaus seine Attraktivität. Im Gegensatz zu anderen Stücken des Albums, die ein wenig gekünstelt wirken, weiß „The Other Me“ durch seine Unbekümmertheit, durch überzeugenden Gesang und einen beschwingten Refrain zu gefallen.

Ohne Zweifel ist „Keep Under Cover“ ein Highlight des Albums. Schon während der letzten Wings-Sessions 1980 entstanden erste Demos dieser Komposition. Für „Tug Of War“ nahm Paul McCartney im heimischen „Rude Studio“ ein weiteres Solo-Demo auf, das dann aber offenbar den Ansprüchen nicht genügte. Doch die Wartezeit tat dem Song gut, denn er enthält viele Spannungsmomente und wirkt wie ein klassischer, rockiger Popsong aus einem Guß. Ähnlich wie beim Titelstück erhält „Keep Under Cover“ eine in sich geschlossene gesangliche Einleitung, bevor dann plötzlich das Stakkato mehrerer Streicher den Song ins Rollen bringen. Immer wieder unterbrechen die Streicher den Fluss und leiten raffiniert in die nächste Strophe. Im Mittelteil dann schließlich eine kurze, aber mächtige Orchester-Breitseite, die in ein schneidendes Gitarrensolo McCartneys übergeleitet wird. Dann zieht das Tempo an; Streicher und E-Gitarre treiben unisono voran, und verstummen schlagartig – zugunsten eines überraschenden Schlusspunkts. Eine runde Sache.

Nach einem ordentlichen und einem guten Song stellt „So Bad“ wieder einen Tiefpunkt dar. Diese Ballade, als B-Seite von „Pipes Of Peace“ erschienen (in den USA sogar als A-Seite), zeigt McCartney von seiner seichtesten Seite. Größtenteils im Falsett vorgetragen, strotzt der Text vor Banalitäten:

„Girl, I love you, yes, I love you so bad
And she said, boy, I love you
Boy, I love you so bad.“

Lichtjahre von lyrischen Meisterleistungen wie „Here, There And Everywhere“, „Eleanor Rigby“ oder später auch „Cafe On The Left Bank“ entfernt, bietet Paul McCartney seinen Kritikern wieder massig Angriffsfläche. Auch gekonnte Bassfills und ein Promotionvideo, in dem auch Ringo Starr mitwirkte, können nicht darüber hinwegtrösten: „So Bad“ zieht das Niveau von „Pipes Of Peace“ merklich herunter. Eine interessante Coverversion gibt es allerdings von der amerikanischen Sängerin Lindsay Pagano, an der auch Paul McCartney beteiligt gewesen sein soll. In der Tat passt der Song eher zu einer weiblichen Stimme oder eben zu – Michael Jackson.

Genau mit diesem geht es auf „The Man“ weiter. Auch wenn es Aussagen von McCartney gibt, dass er den Song praktisch fertig hatte und nur noch ein wenig Unterstützung beim Text brauchte: Die Strophen tragen klar erkennbar Paul McCartneys Handschrift, während der Refrain auf jedem Michael Jackson-Album vorstellbar wäre. „The Man“ ist durchdachter als „Say Say Say“ und diese nette Nummer hätte sicherlich große Möglichkeiten in den Charts gehabt. Die geplante Single wurde jedoch zurückgezogen (und erschien auch danach nicht), als im Januar 1984 Paul und Linda McCartney wieder einmal durch den Besitz von Cannabis in die Negativschlagzeilen gerieten.

„Sweetest Little Show“ stammt ebenso wie der medleyartig damit verbundene Song „Average Person“ aus den Reservoir der „Rude Studio Demos“. Recht komplex arrangiert kommt „Sweetest Little Show“ daher und wird wie eine Countryrock-Ballade eingeleitet. Nach diesem kurzen Moment folgt allerdings typische McCartney-Midtempo-Tondichtung. Sehr schön ist hier der instrumentale Mittelteil, ganz von akustischen Gitarren getragen. Hinzugemischter Applaus verbindet diesen Einschub mit dem Rest des Songs.  Bemerkenswert ist diese Textpassage:

„You’ve been around a long time
But you’re still good for a while
And if they try to criticise you
Make them smile, make them smile.“

Ganz sicher eine autobiographische Aussage, denn schon Anfang der Achtziger Jahre hatte Paul McCartney eine unglaubliche Karriere hinter sich. Kritik an ihm ließ trotz (oder gerade wegen?) des Erfolgs nicht nach. Aber anstatt sich davon einschüchtern zu lassen, schaut McCartney lächelnd nach vorn, weil er weiß, dass sein kreatives Feuer längst noch nicht erloschen ist. Das unerschütterliche Selbstvertrauen macht einen wichtigen Teil der Persönlichkeit McCartneys aus. Als ihm 1986 der Ehrenpreis der American Music Awards verliehen wurde, sprach ihm Pete Townshend in einem Grußwort genau dafür seine Bewunderung aus. Egal, ob Paul McCartney erfolgreich ist oder versagt: Er macht sein Ding.

„Average Person“ ist zwei Mal aufgenommen worden. Die erste Version – mit Denny Laine an Gitarre und Harmoniegesang und Schlagzeuger Dave Mattacks – sollte auf der „Tug Of War“-LP dem Titelsong folgen, doch McCartney entschied sich für „Take It Away“. Tasächlich klingt „Average Person“ zu Beginn wie ein Ableger von „Take It Away“. Diese neue Aufnahme, diesmal mit Ringo Starr am Schlagzeug, kann in Sachen Melodie und Aufbau „Take It Away“ nicht ganz das Wasser reichen, zählt aber dennoch zu den hörbareren Stücken von „Pipes Of Peace“. Zu einem flotten Rhythmus, satten Bläsern und knackigen Gitarren hat Paul McCartney einen interessanten Text geschrieben, in welchem es darum geht, dass Durchschnittsbürger wie ein Fernfahrer oder eine Kellnerin zwar pflichtbewusst ihren Job ausüben, aber beruflich gerne andere Träume verwirklicht hätten (in diesem Fall Zoowärter und Schauspielerin):

„Well, I’m talking to a former engine driver
Trying to find out what he used to do
Tells me that he always kept his engine
Spit and polished up as good as new
But he said his only great ambition
Was to work with lions in a zoo.“

Der die Strophen verbindende instrumentale Mittelteil ist für sich genommen zwar schön (auch hier ist das Bassspiel hervorzuheben), wirkt aber ein wenig unpassend. Wie fast alle Songs auf „Pipes Of Peace“ ist auch „Average Person“ produktionstechnisch zu überladen. Weniger Soundeffekte und ein erdiger Sound hätten dem Song besser zu Gesicht gestanden.

Musikalische Meterware folgt mit dem Instrumental „Hey Hey“, das auf eine Jam-Session mit dem Jazzbassisten Stanley Clarke zurückgeht. Trotz dem Zusammenspiels zweier Ausnahmebassisten kommt „Hey Hey“ nicht über den Status einer durchschnittlichen Improvisation hinaus. Gleiches gilt für das langweilige „Tug Of Peace“, das thematisch natürlich mit „Tug Of War“ korrespondiert. Paul McCartney zitiert hier sogar die „What with one thing and another / It’s a tug of war“-Zeile sowie das „pushing / pulling“, aber man fragt sich wirklich, was Paul und Produzent George Martin sich dabei gedacht hatten, diese beiden Titel in den „Pipes Of Peace“-Songzyklus aufzunehmen. Entweder gab es kein besseres Material, oder McCartney fehlten Zeit bzw. Interesse, an hochwertigeren Ideen zu arbeiten.

Versöhnlicher stimmt dann wieder die große Ballade des Albums „Through Our Love“. Die Grenzen zum Kitsch werden gefährlich umschifft, ohne Zweifel, doch die Romantik des Songs – eine erneute aufrichtige Liebeserklärung an Linda – nimmt den Hörer für sich ein. Am stimmungsvollsten wird „Through Our Love“ ab 1:35 Min. mit dem symphonischen Mittelteil. Das Orchester-Arrangement vermittelt eine feierliche, ja majestätische Stimmung. Der Song zieht tempomäßig ein wenig an und Paul McCartney erreicht stimmliche Höhen (ohne seine berüchtigten, gestelzt wirkenden Falsett-Ausflüge), wie er sie danach wohl nie mehr erreichte.

Zu den Bonustracks: „Twice In A Lifetime“ ist ein ebenfalls von George Martin produzierter Song, den McCartney für den gleichnamigen Film mit Gene Hackman und Ann-Margret schrieb (dt. Titel „Zweimal im Leben“, 1985). Dieses gute, aber weitgehend unbeachtete Midlife-Crisis-Drama handelt von einem Stahlarbeiter (Hackman) in Seattle, der sich nach 30jähriger, scheinbar glücklichen Ehe neu verliebt und eine ausgewachsene Krise erlebt. Der Text dieser leicht überzuckerten Ballade ist eher allgemein gehalten und lässt Interpretationen in diese Richtung offen:

“Twice in a lifetime
Is one of those unspoken dreams
We usually reserve for fantasy.
Who knows how we find love
Stop before you give your answer
Who knows when a mystery begins.“

Ein weiterer Soundtrack-Song schließt sich mit „We All Stand Together“ an. Paul McCartney ist seit seinen Kindertagen ein Fan des weißfelligen Bären Rupert. Seit 1920 gibt es die „Rupert The Bear“-Bildergeschichten, die sich noch heute in England großer Beliebtheit erfreuen. Zusammen mit Paul McCartney wurde der Trickfilm „Rupert And The Frog Song“ entwickelt, doch schon zu Wings-Zeiten arbeitete Paul McCartney an einem bis heute unveröffentlichten „Rupert“-Soundtrack-Album. „We All Stand Together“ hingegen wurde zwischen Oktober und November 1980 aufgenommen. George Martin fungierte als Produzent schuf ein vorzügliches Orchester-Arrangement, das von dem St. Paul’s Boys Choir und den berühmten King’s Singers gesanglich unterstützt wurde. Paul McCartney steuerte Keyboards und den Leadgesang hinzu und ließ es sich nicht nehmen, in einigen Passagen wie ein Tenor zu „knödeln“. Dazu In England als Single veröffentlicht, wurde „We All Stand Together“ zum großen Hit und erreichte im Dezember 1984 als höchste Chartposition Platz 3. Wenn man sich einmal auf diese musicalartige Komposition für kleine und große Kinder eingelassen hat, so kann man sich genussvoll zurücklehnen und in den gefühlvollen Melodien und der großartigen Produktion schwelgen. 1985 wurde „We All Stand Together“ mit dem Ivor Novello Award für die beste Filmmusik des Jahres 1984 ausgezeichnet.

Auch den letzten Bonus-Track von „Pipes Of Peace“ zeichnet ein kindlicher Charakter aus: „Simple As That“. Dieser Titel wurde 1986 dem „Anti-Heroin-Project“ zur Verfügung gestellt, einer Benefizaktion, an der sich auch Ringo Starr beteiligte. McCartney, seit den 60er Jahren selbst drogenerfahren (auch wenn er wohl bis heute dem Cannabiskonsum nicht abgeneigt ist), sah in seinem Song auch eine pädagogische Maßnahme und ließ seine leiblichen Kinder Mary, Stella und James die Backing Vocals übernehmen. Wie fast immer üblich, wenn Paul McCartney politische oder ernste Themen in Songs verpackt, so ist das musikalische Gewand nicht aggressiv oder getragen, sondern eher fröhlich und positiv. Dies gilt auch für die simple Nummer „Simple As That“. Die Aussage ist demnach plakativ und positiv: Wenn du am Leben hängst und dies genießen möchtest, dann sag Nein zu Drogen, auch wenn dies möglicherweise schwer fällt:

„I know it isn’t easy to refuse
A lot of thoughts are flying thru‘ your head
Tell me this before you have to choose
Would you rather be alive or dead?

It’s as simple as that
Would you rather be alive or dead
It’s as simple as that, it’s so simple
It makes you wanna cry.“

Trotz prominenter Unterstützung von Ringo Starr, 10CC-Mann Eric Stewart (der später noch eine größere Rolle spielen sollte), Stanley Clarke, Steve Gadd und natürlich George Martin konnte das Album „Pipes Of Peace“ in den Charts nicht ganz an den Erfolg der beiden ausgekoppelten Singles anknüpfen: Platz 4 in England und Platz 15 in den USA sprangen dabei heraus. Auch die Musikjournalisten reagierten größtenteils mit Verrissen, nachdem sie zuvor „Tug Of War“ noch sehr wohlwollend aufgenommen hatten.

Noch ein Wort zum gelungenen Coverdesign. Die Frontseite zeigt (auf einem Foto von Linda McCartney) eine Ansammlung von Orgelpfeifen und einem indianischen Calumet, die sich um die Chromskulptur „Van Gogh’s Chair“ (1966) von Clive Baker gruppieren. Baker zitiert damit das Van Gogh-Gemälde „Stuhl und Pfeife“ von 1888. Den ganzen Bildausschnitt erhält man, wenn das Gatefold-Cover (oder – völlig unromantisch – das CD-Booklet) aufgeklappt wird. Auf dem Innencover befinden sich sechs Polaroid-Aufnahmen mit den beteiligten Musikern.

Anspieltipps:

Keep Under Cover / Sweetest Little Show / Average Person / Through Our Love

Bewertung:

Pressestimmen:

„Say Say Say“, a bit of funk-lite that made ‚Pipes of Peace‘ a big seller – although the album, in fact, was hardly mainstream stuff, one of Paul’s strangest and subtlest, its novel instrumentation (helped out by the presence of stellar jazz bassist Stanley Clarke) sounds at times like extraterrestrial elevator music.“  – „Rolling Stone“ Album Guide *** 1/2

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