The Concert For Bangladesh
Remixed
Veröffentlicht: 4. November 2005
LP: Keine Veröffentlichung
CD: Apple / Sony BMG Epic 828767 29862 7
Titel:
CD 1:
Introduction By George Harrison & Ravi Shankar / Bangla Dhun (Ravi Shankar) / Wah-Wah / My Sweet Lord / Awaiting On You All / That’s The Way God Planned It (Billy Preston) / It Don’t Come Easy (Ringo Starr) / Beware Of Darkness / Band Introduction / While My Guitar Gently Weeps
CD 2:
Medley: Jumpin‘ Jack Flash – Youngblood (Leon Russell) / Here Comes The Sun / A Hard Rain’s Gonna Fall (Bob Dylan) / It Takes A Lot To Laugh, It Takes A Train To Cry (Bob Dylan) / Blowin‘ In The Wind (Bob Dylan) / Mr. Tambourine Man (Bob Dylan) / Just Like A Woman (Bob Dylan) / Something / Bangla Desh
Additional Track: Love Minus Zero – No Limit (Bob Dylan)
Im Sommer seines Todesjahres begann George Harrison, die alten Aufnahmen des „Concert For Bangla Desh“ tontechnisch neu abzumischen. Die Arbeit an diesem Remix wurde nach Georges Tod im November 2001 auf Eis gelegt. Zunächst war es wichtiger, die letzten Aufnahmen von George Harrison zu veröffentlichen („Brainwashed“, 2002).
2005, immerhin 14 Jahre nach der Erstveröffentlichung auf CD, erschien schließlich der gut dreieinhalb Jahrzehnte alte Konzertmitschnitt (ausführliche Rezension siehe „The Concert For Bangla Desh„) aus dem New Yorker Madison Square Garden. Das große Plus dieser Wiederveröffentlichung ist der unbestritten bessere Sound im Vergleich mit der ursprünglichen Ausgabe. Wie auch beim Remaster von „All Things Must Pass“ liegt nun ein Zugewinn an natürlicher Dynamik (insbesondere im Bassbereich) in einen differenzierten Klangbild vor. Eine Herkulesaufgabe, wenn man bedenkt, wie alt diese Live-Aufnahme ist und wie viele Musiker damals auf der Bühne standen. Kein anderer Aspekt als die klangliche Verbesserung ist bei einem Remaster (in diesem Fall: Remix) wichtiger. Und trotzdem ist diese Veröffentlichung auch kritisch zu betrachten.
Kenner der bisherigen LP- und CD-Ausgaben wunderten sich bald über recht deutliche Veränderungen. So hatte man diverse auf den Erstausgaben noch enthaltene Ansagen und auch Publikumsreaktionen herausgeschnitten. Darüber hinaus hat man sowohl Georges Slidegitarre, mit der er Bob Dylan bei dessen Auftritt begleitete ebenso weiter in den Hintergrund gemischt wie auch den Background-Chorgesang bei „Jumping Jack Flash“ und „That’s The Way God Planned It“. Vom „Concert For Bangla Desh“ gab es ein Nachmittags- und ein Abendkonzert. Es bleibt rätselhaft, warum „Wah-Wah“ hier in einer im Vergleich zum Konzertfilm (Mitschnitt des Auftritts vom Abend) kürzeren Fassung vertreten ist und Leon Russells „Youngblood“ hingegen vom Abendkonzert stammt. Was den Harrison-Fan jedoch am meisten wurmt ist die Tatsache, dass es beim Remix des „Concert For Bangla Desh“ versäumt wurde, nun erstmals die Liveversion von „Hear Me Lord“ zu präsentieren. Dieser Song vom „All Things Must Pass“-Album wurde ausschließlich während des Nachmittagskonzerts gespielt und lag bisher nur als klanglich sehr schlechter Bootleg-Mitschnitt vor. Dass „Hear Me Lord“ nun immer noch nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat, ist mehr als bedauerlich. Den Vorzug erhielt der zweite Song, der nicht beim Abendkonzert gespielt wurde: Bob Dylans „Love Minus Zero/No Limit“.
Auch die Gestaltung des Covers ist komplett verändert worden. Das Original zeigte den ausgemergelten Körper eines Flüchtlings-Kleinkindes. Nun ziert ein nachbearbeitetes Konzertfoto von George Harrison die Hülle. Böse interpretiert könnte man behaupten, dass man befürchtete, dass eine CD mit dem Foto eines hungernden Kindes auf dem Cover weniger Käufer finden würde. Unabhängig davon ist das von Wherefore Art? gestaltete Gesamtpaket künstlerisch gelungen. Die Doppel-CD – übrigens zeitgleich mit dem ausgezeichnet restaurierten Film des Benefizkonzerts erschienen – kommt als aufklappbare kleine Box daher. Im Innern befinden sich die beiden CDs in je einer Papphülle. Das beigefügte Booklet besteht aus 32 reich bebilderten Seiten mit etlichen Fotos, die im ursprünglichen Beiheft nicht enthalten waren. Zitate der mitwirkenden Musiker, Hintergrundinformationen über das damalige Flüchtlingsdrama, aktuelle Geleitworte des Präsidenten des U.S. Fund for UNICEF und schließlich auch Ravi Shankars ergänzen die Illustrationen. Zusätzlich wurde noch ein einzelnes Blatt beigelegt, das über den George Harrison Fund for UNICEF informiert, der bis heute immer noch Projekte in Bangladesch unterstützt.
So bleibt festzuhalten, dass es sich beim Remaster des „Concert For Bangla Desh“ um eines der wichtigsten Dokumente der Geschichte der Rock- bzw. Benefizkonzerte handelt, das man klangtechnisch gut aufpoliert hat. Trotz einiger inhaltlicher Veränderungen und des Versäumnisses, „Hear Me Lord“ nicht auch als Bonus-Track aufzunehmen, zählt am Ende die Musik, und diese ist hier gut präsentiert.
Anspieltipps:
Wah-Wah / That’s The Way God Planned It / It Don’t Come Easy / While My Guitar Gently Weeps / Here Comes The Sun / A Hard Rain’s Gonna Fall / Bangla Desh /Love Minus Zero-No Limit
Bewertung:
Pressestimmen:
„… this concert really proved what can be attained when top musicians get together for a cause. Musically it was simply brillant!“ – New Musical Express, 7. August 1971
„So viel Soul war bis dahin selten im Mainstream-Pop zu hören“ – stereoplay, 12/2005
Leider wurde die beste Möglichkeit verpaßt hier die Single Bangla Desh remastered mit draufzupacken. Kurioser Weise fand die B-Side der Single, Deep Blue, den Weg auf das Album Living In The Material World.
Hallo Klaus,
du bist der Mann der verpassten Möglichkeiten, wie? 😉 Aber ich gebe dir völlig Recht: Die „Bangla Desh“-Single hätte auf diesem Reissue einen guten Platz gefunden. Auch ist gar nicht nachvollziehbar, dass der Song auf dem Best Of-Sampler „Let It Roll“ fehlt. Eigentlich verwalten Dhani und Olivia Harrison Georges Nachlass ganz gut, aber da haben sie sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert.
Viele Grüße,
Ansgar
Jetzt muss ich mir die cd doch noch besorgen, mir nämlich bis dato nicht bekannt, dass es zwischen cd und dvd Unterschiede gibt.
Was auch auffällt ist, dass die DVD und CD Version von While my guitar nicht identisch sind. Nach dem Solo im „I dont know…“ part ist auf der CD ein Edit benutzt worden, wie man es auch von der Ur-Version kannte. Auf der DVD ließ man die Version ursprünglich und deshalb singt dort George die Zeilen leicht vertauscht.
Auch mich haben die Änderungen im Mix massiv geärgert. Einen Grund für den Remix gibt es einfach nicht.
Hi Thorsten,
meines Wissens ist die ursprüngliche Version ja auch schon nachbearbeitet, denn die „I don’t know how …“-Passage soll im Studio nachträglich von George eingesungen worden sein.