Max Buskohl ist ein kosmopolitischer musikalischer Springinsfeld von 18 Jahren gewesen, als er 2007 aufgrund einer verlorenen Wette bei der Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ mitwirkte. Dass er seinen eigenen Kopf hat und sich nicht verbiegen lässt, führte trotz einer großen und wachsenden Fanbase zu einem Aufsehen erregenden Ausstieg aus der Sendung. Seitdem wird Buskohl – ob er will oder nicht – mit DSDS assoziiert. Dabei ist sein Werdegang bemerkenswerter als der eines jeden der bisherigen Gewinner der zwar erfolgreichen, aber fragwürdigen und scheinheiligen Castingshow.
Der gebürtige Berliner ist der Sohn des virtuosen Gitarristen Carl Carlton, bei dem es nicht ausreicht zu erklären, er stelle seine Fertigkeiten in die Dienste von Udo Lindenberg und Peter Maffay. Auch internationale Größen wie Robert Palmer, Joe Cocker, Mink DeVille, Levon Helm oder Eric Burdon wussten und wissen um die Qualitäten von Carl Carlton. Mit einer solchen genetische Vorgabe ist es nicht überraschend, dass auch Sohn Max über Talent verfügt und sich der Musik verschrieben hat.
Nach Anfängen mit seiner eigenen Band Empty Trash, die im DSDS-Jahr 2007 das Album „Confession“ veröffentlichte, brachte Max Buskohl 2012 unter dem Titel „Sidewalk Conversation“ sein erstes Soloalbum heraus. Die daraus ausgekoppelte Single „No More Bad Days“ hat internationales Format:
Das ist alles sehr beeindruckend. Was aber führt Max Buskohl zu einem Porträt auf ex-beatles.de? Die Antwort wird vermutlich all denjenigen einfallen, die Klaus Voormanns Album „A Sideman’s Journey“ (Besprechung siehe unten) ihr Eigen nennen können, denn Max Buskohl ersetzte als Sänger bei „You’re Sixteen“ keinen Geringeren als Ex-Beatle Ringo Starr. Grund genug für ein exklusives und ausführliches Interview, das in den letzten Tagen mit Max Buskohl geführt werden konnte.
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„McCartney, Stevens, Buskohl… Buskohl wer?“
Max Buskohl im Gespräch – Oktober 2015
AB: Die Beatles-Fangemeinde kennt die besondere Bedeutung, die Klaus Voormann für die Band hatte. Sowohl in künstlerischer als auch in privater Hinsicht. Als Voormann 2009 im Alter von 71 Jahren sein Solo-Debüt „A Sideman’s Journey“ veröffentlichte, rieben nicht wenige verwundert ihre Augen, dass „You’re Sixteen“ nicht von Ringo Starr, sondern von Max Buskohl gesungen wurde. Doch so ganz abwegig war das nicht, denn du bist schon lange mit der Familie Voormann befreundet. Wie kam es letztlich zu der Zusammenarbeit?
MB: Ja, Maxi und ich haben früher schon zusammen im Sandkasten gespielt. Die ganze Geschichte davon wie es dazu kam, weiß ich auch nicht ganz. Ich nehme streng an, dass es etwas mit Stephan Remmler zu tun hatte. Wir kennen Remmler und seine Familie auch schon ewig. 1993-94 sind wir nach Lanzarote gezogen. Fast zusammen mit den Remmlers. Lanzarote war damals ein Künstlertreffpunkt der deutschen Szene – so sagte man mir.
AB: Wie der Albumtitel schon aussagt, ist Klaus Voormanns musikalischer Weg der eines Sideman gewesen. Auf seinem Album hat er zwar große Namen an seiner Seite, aber dennoch die kreativen Fäden in der Hand. Wie hast du ihn als Verantwortlichen im Studio erlebt?
MB: Ich habe Klaus als sehr lässigen Kollegen gesehen, der seine Meinung sehr diplomatisch äußern konnte. Ist nun auch schon ein Weilchen her. Aber ich weiß noch, dass ich im Studio war und den Song kurz probemäßig tief durchsang. Da meinte irgendjemand: “Ja… mach das doch einfach so tief. Das klingt super.” Wenn mich nicht alles täuscht, war das Klaus.
AB: Ringo fühlte sich nach eigener Aussage zu alt, um von der Liebe zu einer Sechzehnjährigen zu singen [Anm. d. Verf.: Aktuell hat Ringo Starr den Song wieder in seiner Konzert-Setlist]. Kannst du sein Argument nachvollziehen?
MB: Ja, absolut. Ich kenne das ja auch schon von mir. Wenn ich Texte lese, die ich früher gesungen habe. Nicht, dass sie schlecht wären oder so, aber sie entsprechen einfach nicht mehr meiner Person. So kann ich mir gut vorstellen, dass man sich im hohen Alter dann komisch vorkommt, wenn man Lieder über 16-jährige Mädchen singt.
AB: Wie hast du dich selbst unter den illustren Namen anderer Gastmusiker wie Paul McCartney, Ringo Starr, Yusuf, Dr. John oder Bonnie Bramlett gefühlt?
MB: Ja, das sieht aus wie vom Eulenspiegel gemacht, wenn man das so liest. McCartney, Stevens, Buskohl… Buskohl wer? Haha. Da lache ich heute noch drüber. Schade aber, dass es in Deutschland keinen interessiert hat. Es wurde letztendlich auch für einen Grammy nominiert.
AB: Gab es während des „A Sideman’s Journey“-Projekts die Gelegenheit, Ringo Starr kennenzulernen?
MB: Ach, leider nicht. Ein wenig schade find ich’s schon. Hätte gerne mal gewusst, was er davon hält. Hatte leichte Hoffnungen, dass man das mal live in Los Angeles oder so spielt. Glaube, da kämen viele zusammen. Aber ich habe Cat Stevens kennengelernt. Ein sehr herzlicher Mensch.
AB: Ist eure musikalische Zusammenarbeit noch ein Thema, wenn du heute Klaus Voormann triffst?
MB: Wir sehen uns leider immer viel zu selten. Aber wenn wir es tun, reden wir eher über Familie und deren Wohlbefinden. Kennen uns ja nun doch schon ein Weilchen.
AB: Welche Rolle spielten die Beatles in deiner musikalischen Sozialisation?
MB: Als ich 7 war, habe ich das „White Album“ entdeckt. Als Kind hab ich “Ob-la-di, Ob-la-da” geliebt. Ich habe mich schon früh für Musik interessiert. Hatte aber nie eine bestimmte Präferenz. So habe ich Taj Mahal, James Brown, Bob Marley, Spice Girls und Zucchero nacheinander gehört, aber immer mit vollster Überzeugung. Später, als ich 12 war und nach Berlin zog, hab ich Metal gefressen. Slayer, Slipknot, Pantera, Machine Head. Habe wenig anderes gehört, bis ich mit 14 nach Irland zog. Da habe ich Damien Rice und weitere tolle Singer-Songwriter für mich entdeckt, aber auch durch Thin Lizzy und Led Zeppelin wieder etwas mehr Zugang zu den 70ern gewonnen. Dann kamen für mich Queens Of The Stone Age, die mich umhauten. Und so ging das immer weiter, aber ich hatte leider nie eine Beatles-Phase. Glaube, ich wäre wie mein Vater früher auch eher ein Mod gewesen: Faces, Who & Co…
AB: Klaus Voormanns Sohn, dein Namensvetter Max, macht Musik mit seiner Band Monday Tramps. Julian und Sean Lennon, James McCartney und Dhani Harrison nehmen mehr oder weniger regelmäßig Alben auf. Zak Starkey hält sich mehr im Hintergrund und spielt Schlagzeug für die Who. Auch du hast mit Carl Carlton einen sehr bekannten Vater. Dennoch scheint es bei dir keinen Erwartungsdruck zu geben, der insbesondere bei den Kindern von Lennon, McCartney und Harrison zum Teil zu ernsten Krisen geführt hat. Wie gehst du damit um und welche Erfahrungen hast du gemacht?
MB: Au, Mann. Ich glaube, das wäre schlimm. Man lebt ewig im Schatten seiner alten Herren. Das kann einem teilweise schon auf’n Sender gehen, aber es ist letztendlich die Familie. Und Familie leugnet man nicht. Man muss dazu stehen. Ich bin stolz auf das, was mein Vater bereits gemacht hat – und auch etwas neidisch. Also, von außen ist der Druck nicht da. Es kam schon mal vor, dass man mir vorwerfen würde, schlechter Gitarre zu spielen als mein Vater. Haha… Recht haben sie. Wenn ich so spielen könnte… Dafür habe ich meine Stimme, das ist meine Gabe. Bei Maxi [Voormann] freut mich das auch sehr mit seiner Band, die übrigens schon angefragt ist, um zu meiner Konzertreihe in den Jovel Club nach Münster zu kommen.
AB: Ich habe letztes Jahr zwei Auftritte deines Vaters erlebt. Zunächst bei der großen Status Quo-Abschiedstournee im Vorprogramm. Davon angefixt dann nochmal am Jahresende. An jenem Abend stellte er sein Album „Lights Out In Wonderland“ vor. Als er zum Song „Invincible“ überging, erklärte er, dass du das Stück geschrieben hättest. Er hätte es aber kaum glauben können, wie jemand in so jungen Jahren in der Lage sei, etwas so Reifes schreiben. Das geht runter wie Öl, doch geht dein Vater mit dir auch mal hart ins Gericht, was kreative Entscheidungen betrifft? Gibt es einen regelmäßigen Austausch?
MB: Klar möchte ich, dass meine Musik auch meinem Vater gefällt. Carl hat die Platte von meiner Band damals mitproduziert, und die ist echt fett geworden. Aber es war auch ein Akt! Wir streiten uns da sehr oft. Weitere Aufnahmen werde ich in Zukunft erstmal alleine machen. So ist es besser für die Familienverhältnisse. Aber ich schicke ihm schon jede Aufnahme, die ich gut finde, und er spricht seine ehrliche Meinung aus. Andersrum genauso. Wir haben Respekt voreinander, und das ist schön. Heißt aber nicht, dass es nicht auch mal richtig zur Sache gehen kann. Beweist aber nunmehr, dass wir beide Musik zur größten Leidenschaft gemacht haben.
AB: Google spuckt gleich als erste Suchkombination „Max Buskohl + DSDS“ aus. Nach deinem spektakulären Ausstieg flogen dir die Sympathien vom Feuilleton und von DSDS-Gegnern nur so zu. Ist dieser Teil deiner Vita trotzdem noch eine Last?
MB: Definitiv. Es hieß ja, dass ich geflogen bin. Da war ich dann erst mehr das Opfer als der Rebell, der ausstieg. Das hat mich in eine komische Lage gebracht. Aber sonst konnte ich mich im ersten Jahr nicht beschweren, was die Unterstützung der Leute betraf. Aber sobald es dann um die Musik ging, haben wir damals auch die kalte Schulter bekommen. DSDS ist ein Fluch. Glaube, diese vier Buchstaben werden bei mir noch aufm Grab stehen: Hier liegt Max Buskohl – Vater, Bruder, DSDS-Kandidat …
AB: Es bieten sich Vergleiche zu Andreas Kümmert an, der sich trotz eines für ihn positiven Votings dagegen entschied, Deutschland beim Eurovision Song Contest zu vertreten. Konntest du das nachvollziehen?
MB: Zum Teil. Die Entscheidung, da mitzumachen lag Monate zurück. Er hat sich einen Song mit ausgesucht, den er da singen würde, singt ihn auch sogar und steigt dann aus. Okay, jetzt wo ich das so beantworte, ist das schon fast exakt das, was ich gemacht habe. Aber ich sage dann immer: “Ich war damals jung (18) und brauchte das Geld doch nicht.” Haha. Aber im Ernst: Ich möchte darüber nicht mutmaßen. Der Kümmert hat’s sicher schwer, schon mit sich zu leben nach dem “The Voice”-Wahnsinn. Das ist schon schade, was nach den Shows mit einem passiert. Der Kümmert ist Vollblutmusiker und war mit seinen Kneipenkonzerten früher glücklich genug gewesen. Sicherlich hat ihn die Neugier gepackt, wie sie mich damals auch kurz packte.
AB: Können Castingshows die musikalischen Karrieren von Menschen zerstören?
MB: In Deutschland ja. In den Staaten oder anderen Ländern wird es zwar auch von der Muckerpolizei verpönt. Aber es gibt dort Unterstützung von Seiten der Yellow Press und anderer kommerzieller medialer Netzwerke. Es wird unter anderem gelobt, dass man so weit kam wie man kam. Hier wird dir dagegen klar gemacht, dass du ein schlechter Mensch bist, wenn du da mitgemacht hast. Und dass du musikalisch keiner Achtung wert bist, selbst wenn man mit Cat Stevens, Paul McCartney und Dr. John auf einer Grammy-nominierten Platte ist.
AB: Paul McCartney sagt, er sei immer noch davon getrieben, einen noch besseren Song zu schreiben. Was treibt dich an, was sind deine musikalischen und persönlichen Ziele?
MB: Ja, die Suche nach dem einen Song ist es schon wert. Was habe ich für Ziele? Ich hoffe einfach, irgendwann entspannt Musik machen zu können, die genug Leute interessiert, so dass ich nicht um meine Existenz kämpfen und in leeren Kellern mit einer Matratze schlafen muss. Betonung liegt wohl auf „muss“. Denn müssen tue ich gar nichts. Und dieses Privileg weiß ich zu schätzen und tue es jedes Mal, wenn ich die lustigen Facebook-Posts über Montage sehe und deren Bedeutung nur noch von der Schulzeit kenne.
AB: Ringo Starrs Schwager, der Eagles-Gitarrist Joe Walsh, ist einer von vielen, die die Musikindustrie offen kritisieren. Es gäbe keine Plattenläden mehr und die Verkaufszahlen seien im Eimer. Weil durch Streaming-Dienste alles frei zugänglich sei, könnten Musiker auch nichts mehr verdienen und in neue Künstler würde kaum noch jemand Geld investieren. Populäre Musik würde nur noch nach 08/15-Rezept entstehen. Wie betrachtest du das?
MB: Das Thema macht mich immer so traurig. Früher hatte ich Albträume, die mich panisch wach werden ließen. In diesen Träumen spielte ich immer Gitarre, aber sobald ich 18 war oder 19, gab es die Gitarre nicht mehr. Ich hatte also Angst, dass ich umsonst Gitarre gelernt hatte und dass das am Ende nichts wert ist. Weil keiner mehr Gitarre hört oder gar spielt. Also habe ich damals schon den schnellen Wandel der Zeit und den Druck des Zeitgeistes gespürt. Aber ich glaube, es wird sich wieder ändern. Die Künstler, die sich verkaufen lassen wollen, werden es tun. Aber ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass es immer genug Leute geben wird, die sich für handgemachte Musik interessieren. Irgendwann wird keiner mehr Bock haben auf die Plastikscheiße. Neulich habe ich eine gute Bezeichnung für die Musik gehört, die derzeit im Radio läuft: “Wir sind was-Pop”. In den Texten geht es oft darum, einfach zu sein wie man ist, den Tag zu leben, weil man’s sich verdient hat, feiern, toll sein. Aber das ist so makaber! Das ist wie McDonald’s, die Bioburger anbieten.
AB: Dein letztes Album „Sidewalk Conversation“ ist nun drei Jahre alt. Was dürfen Leute erwarten, die z.B. die ausgekoppelte Single „No More Bad Days“ mochten? Wann wird es neue Musik von Max Buskohl geben – möglichst auf einem physikalischen Tonträger?
MB: Ja das ist allerdings schon lange her. Ich habe in der Zwischenzeit viel Musik geschrieben und auch aufgenommen. Habe allerdings ein Jahr nach dem Release meiner Platte meinen ersten Song auf Deutsch geschrieben, mit dem ich relativ zufrieden war. Danach folgten zwei weitere Lieder auf Deutsch. Aber wusste nicht ganz, was ich davon halten sollte, denn privat hörte ich gar keine deutschen Künstler. Ich habe kein richtiges musikalisches “Zuhause”. Mir gefällt einfach Musik. Deswegen könnte es durchaus sein, dass ich Menschen, die „Sidewalk Conversation“ mochten, mit meinem nächsten Album enttäusche. Ich könnte also den kreativen Fluss nur künstlich stoppen, aber das macht wenig Sinn.
AB: Welche Songs der Beatles bzw. Ex-Beatles magst du am liebsten?
MB: „Ob-la-di, Ob-la-da“ muss dazugehören. Sonst auch von der Platte „Rocky Racoon“. Das ist echt schwierig. Es gibt so viele gute Songs von den Beatles. Zumal ich ja ein großer Fan der ganzen rockigen Geschichten wie „Back In The U.S.S.R“, „Paperback Writer“ und „A Hard Day’s Night“ bin. Aber dann kommen so Riesensongs wie „Lucy In The Sky“ „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ und „I Am The Walrus“. Wie soll man sich da festlegen??? WIEEEEEE?
AB: Die berühmte einsame Insel. Vorausgesetzt, du hättest Strom und einen Player: Welche fünf Alben würdest du mitnehmen?
MB:
Bob Marley and The Wailers – LIVE! (… Insel ohne Reggae…)
Little Feat – The Last Record Album
The Killers – Sam’s Town
Queens Of The Stone Age – Songs For The Deaf
Jeff Buckley – Grace
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Max Buskohls offizielle Facebookseite: → LINK
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Limited Edition CD/DVD Box-Set von „A Sideman’s Journey“
Klaus Voormann: A Sideman’s Journey
Veröffentlicht: 17. Juli 2009
Mercury / Universal Music 826816131321
Klaus Voormann entwarf das legendäre „Revolver“-Cover der Beatles. Er kannte die Band nicht nur seit ihren Hamburger Lehrjahren, sondern wurde zu ihrem langjährigen Freund und Vertrauten. Der Grafiker und Bassist spielte darüber hinaus auf den Soloalben von John, George und Ringo. Es spricht für die Bescheidenheit Klaus Voormanns, dass er 70 Jahre alt werden musste, um sein Solo-Debüt zu geben. Wobei freilich differenziert werden muss: Auch wenn er zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits 71 war, betrachtet Voormann „A Sideman’s Journey“ als einmaligen Ausflug, als Geschenk, das er sich zum 70. Geburtstag machte.
Es ist schier unmöglich, all die Künstler aufzuzählen, mit denen Klaus Voormann in den Sechziger und Siebziger Jahren im Studio stand. Für „A Sideman’s Journey“ beschränkte sich Voormann daher hauptsächlich auf Kollegen, die ihm sehr nahe stehen. Im „Making Of“, das als DVD der limitierten Edition (siehe Abbildung oben) beigelegt ist, erklärt Klaus Voormann, dass es ihm in erster Linie nicht um den Song ging, an dessen historischer Aufnahme er mitgewirkt hat, sondern um den Interpreteten.
Gleich drei Songs des Albums stammen aus dem Werk George Harrisons, dem Ex-Beatle, mit dem Voormann am engsten befreundet war. Bonnie Bramlett, die weibliche Hälfte des Duos Delaney & Bonnie, interpretiert soulig „My Sweet Lord“ – und darüber hinaus mit „So Far“ einen Song, den Klaus Voormann mit der R&B-Sängerin Doris Troy für deren auf dem Beatles-Label Apple veröffentlichten Album schrieb. Zwei weitere Harrison-Kompositionen („All Things Must Pass“ / „The Day The World Gets ‚Round“) singt Yusuf, der als Cat Stevens Welterfolge feierte. In seiner Zeit als Bassist bei Manfred Mann ist Klaus Voormann Cat Stevens mehrfach begegnet, ohne allerdings jemals mit ihm aufzunehmen. Über Yusuf sagt Voormann, dass er von seinen Texten, seiner Art zu singen und seiner Spiritualität fasziniert ist. So fühlte er während der Aufnahmen förmlich den Geist George Harrisons.
Auch Klaus Voormann trug dazu bei, dass Ringo Starrs Album „Ringo“ (1973) ein weltweiter Millionenseller wurde. „You’re Sixteen“ war eine der ausgekoppelten Singles und erreichte im Januar 1974 Platz 1 der Billboard-Charts. Als Klaus Voormann Ringo Starr bat, den Song für „A Sideman’s Journey“ erneut zu singen, lehnte der Schlagzeuger ab. Er fühle sich zu alt um über 16-jährige Mädchen zu singen. Auch um mehrere Generationen auf seinem Album zu vereinen, holte Klaus Voormann den jungen deutschen Sänger Max Buskohl ins Studio. Für Voormann kein ungewöhnlicher Akt, ist er doch schon lange mit der Familie von Buskohl befreundet (vgl. Interview mit Max Buskohl). Die Aufnahmen fanden allerdings getrennt statt: Ringo Starr nahm sein Schlagzeug-Part in Los Angeles auf, Max Buskohl seine Gesangsspur in München.
Dass Paul McCartney nie mit Klaus Voormann aufnahm, lag zu großen Teilen daran, dass beide Bassisten sind und McCartney im Gegensatz zu den anderen Ex-Beatles in den Siebziger Jahren mit den Wings eine eigene Band gründete und etablierte. Nun sollte es aber endlich etwas mit der Zusammenarbeit werden, die Klaus Voormann im Rückblick als ganz großes Erlebnis schildert. In McCartneys Studio „The Mill“ in East Sussex nahmen die beiden Weggefährten eine schmissige Version von Fats Dominos „I’m In Love Again“ auf, die später noch von Ringo Starrs Schlagzeuspiel vervollständigt wurde.
Don Preston ist ein Veteran des legendären „Concert For Bangladesh“ und auf „A Sideman’s Journey“ mit gleich zwei Songs vertreten. Mit Carl Perkins‘ „Blue Suede Shoes“ und Randy Newmans „Short People“ fiel die Wahl auf zwei große Klassiker, die in diesen Versionen (wie auch der Rest des Albums) den Originalen natürlich nicht das Wasser reichen können. Das ist ohnehin kaum möglich und auch nicht die Zielsetzung von Klaus Voormanns nostalgischer und emotionaler Reise in die eigene Musiker-Vergangenheit.
Von großer Bedeutung war für Klaus Voormann auch die Phase, in der er Mitglied der Tourband von ‚Mac‘ Rebenack war, besser bekannt als Dr. John. Der extravagante Pianist aus New Orleans nahm mit Klaus Voormann in einem Hamburger Studio eine neue Version seines bekannten Hits „Such A Night“ auf. Zu Dr. Johns Band gehörte auch der Gitarrist und Sänger John Fohl, der auf „A Sideman’s Journey“ mit „Have You Seen My Baby“ einen weiteren Song von Ringo Starrs Magnus Opus „Ringo“ zum Besten gibt.
Eine launige Fassung von Dylans „Mighty Quinn“ entstand zusammen mit den Manfreds, Klaus Voormanns Bandkollegen aus der Zeit mit Manfred Mann. Wie eng und herzlich die Beziehungen sebst nach einem sehr späten Wiedersehen noch heute sind, auch das zeigt das „Making Of“ des Albums eindrucksvoll. Und diese Herzlichkeit ist das, was alle Aufnahmen dieses Albums auszeichnet. Ob es Lichtgestalten wie Paul McCartney oder Ringo Starr sind oder auch weniger bekannte Namen: „A Sideman’s Journey“ lebt vom Ausdruck großer Freundschaft und einer Atmosphäre der Wärme und Freude. Eben die Definition der vielzitierten Formel „Handgemachte Musik“. Und noch ein wenig mehr.
Die Limited Edtion ist erwartungsgemäß künstlerisch anspruchsvoll gestaltet. Sie enthält neben einem signierten Kunstdruck, einem Buch und einer DVD im Gegensatz zum Standard-Album noch drei Bonustracks: Bonnie Bramlett & Don Nix mit „Mocking Bird“, The Manfreds, die mit „Just Like A Woman“ einen weiteren Klassiker von Bob Dylan abliefern und Inara George (Tochter des Little Feat-Masterminds Lowell George) mit „He Needs Me“ aus dem Songkatalog eines weiteren guten Freundes von Klaus Voormann: Harry Nilsson.
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Anlässlich dieses Specials verlost ex-beatles.de ein Exemplar von Klaus Voormanns „A Sideman’s Journey“. Wer diesen Beitrag kommentiert, nimmt automatisch an der Verlosung der CD teil.
Teilnahmeschluss: 30. Oktober 2015
Ein sehr interessantes Interview und eine tolle Scheibe von Klaus Voormann…. leider habe ich sie noch nicht selber.
Aber möglicherweise hast du sie bald.
Viel Glück & Gruß,
Ansgarius
Danke für das Interview !
Ein wirklich informatives Gespräch mit einigen Fragen, die mir auch schon längere Zeit mal gestellt habe, wie z.B. das mögliche Treffen von Max und Ringo oder auch seine Fab Four Lieblingssongs.
Ganz toll ! 🙂
Danke fürs Konpliment, Carsten. Viel Glück!
Beste Grüße,
Ansgar
Klasse Interview,habe dadurch wieder an Carl Carlton gedacht.Er hat früher in Emden Musik gemacht,denn er ist ein Emder Jung…..
Moin Ernst-Heinrich,
die Geschichte von Carl Carlton ist sehr interessant. Er hat bei seiner letzten Tour lebhaft davon erzählt.
Viele Grüße,
Ansgar
Sehr interessantes Interview. Es ist schon beeindruckend das Max für so berühmte Musiker einen Song singen konnte und diese CD fehlt noch in meiner Sammlung.
Hi Lis,
dann wünsche ich dir viel Glück, dass es mit dem Gewinn klappt!
Viele Grüße,
Ansgar
Ein super Artikel über ein geniales Projekt! Voormann ist ein echter Musician’s Musician, Entdecker und Grafiker. Sein Druck ‚Revolving the Beetle‘ hängt bei mir am Ehrenplatz. Die Box wäre ein guter Kompagnon! 🙂
Hallo Stephan,
vielen Dank für die netten Worte. Ich kann mir vorstellen, dass die Box ein guter Kompagnon wäre, 😉 aber verlost wird – wie erwähnt – die CD des Albums.
Beste Grüße,
Ansgar
Wie schon an anderer Stelle (Erdbeerfelder) erwähnt, habe ich schon seit seinem Ausscheiden aus DSDS Hochachtung vor dem jungen Mann. Dass es solche Zusammenhänge gibt finde ich hoch interessant. Danke für den Link, Ansgar!
Gerne geschehen, Thomas. Viel Glück bei der Verlosung!
Beste Grüße,
Ansgar
Wirklich interessantes Interview; Danke dafür! Hier in Münster gibt es einmal im Monat eine neue Konzertreihe im Jovel mit Max Buskohl und einem Überraschungsgast. Hoffe ich schaffe es in Kürze mal hin… All The Best. Markus
Moin Markus,
ich habe eigentlich vor, am 02.11. ins Jovel zu pilgern. Könnte ein sehr interessanter Abend werden. Vielleicht hast du ja Zeit und wir können uns treffen?
Viele Grüße,
Ansgar
Toller Beitrag und sicher tolles Album
Doppelt hält besser, was? ?
Du kennst halt mein Kurzzeitgedächtnis nicht 😉
Klar. ?
Schönes Interview mit Max. Er stach seinerzeit aus der DSDS Sülze heraus. Schon witzig, dass RS „16“ doch wieder spielt… Ihn kümmert sein Geschwätz von gestern auch nichts.
Herzlichen Glückwunsch, Wolfram ! 🙂
Dankeschön. Freue mich auf das Album.
Das freut mich ebenfalls, Wolfram. Die CD ist auf dem Weg zu dir.
Viele Grüße,
Ansgar