2011 – Ringo Starr in Hamburg

All he wants to do … is Boogaloo – hey!

Live in Hamburg, Stadtpark – 07. Juli 2011

(Text + Fotos: © Ansgar Bellersen – Verwendung nur mit ausdrücklicher Genehmigung)

 

Es passte alles so schön. Ringo Starr kündigte für Hamburg an, wie auch im letzten Jahr (in New York) seinen Geburtstag in einem Hard Rock Café zu begehen und gegen 12:00 Uhr sein „Peace & Love“-Motto den Fans und Neugierigen entgegenzuschmettern. Wie gut, dass der 07. Juli mit unserem ersten Ferientag zusammenfiel. Dachte ich. Dachten wir. Kurz nach 9:00 Uhr starteten wir gen Hamburg und wären im Normalfall gegen 11:15 Uhr bei den Landungsbrücken angekommen. Leider gerieten wir auf der A1 in einen durch einen Unfall verursachten Stau, der sich auf eine Länge von um die 20 Kilometer erstreckte. Wir mittendrin. Man kann sich vorstellen, wie ich mich darüber gefreut habe …

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Zähneknirschend mussten wir zwei Stunden verharren. Per Erdbeerfelder-Telefonkonferenz – mal mit Micha, dann mit Ralf und auch mit Frank – bekam ich wenigstens halbwegs etwas von dem Ereignis mit. So waren wir erst nach 13:00 Uhr an meinem angestammten Parkplatz unweit der Großen Freiheit. Meine bessere Hälfte hatte keinen Bock auf das schmuddelige St. Pauli und verabschiedete sich sofort zu einem nachmittäglichen Sightseeing, während ich mich mit Sohnemann Vincent zum Treffpunkt vor der „Beatlemania“ aufmachte.

Auf dem Weg dort hin zeigte ich dem Thronfolger im Schnelldurchgang ein paar Beatles-Stätten. Zuerst bogen wir von der Wohlwillstraße in die Jägerpassage, zu jenem legendären „Rock’n’Roll“-Hauseingang in dem John Lennon für Jürgen Vollmer posierte. Als wir gerade wieder gehen wollten, kamen uns Connie und Wilfried vom Berliner Beatles Stammtisch entgegen. Connie hielt mir recht hastig ihr Handy entgegen, damit ich ein Foto von ihr im Eingang machte. Einen Augenblick später sah sie mich und mein Erdbeerfelder-Shirt genauer an und sagte: „Ach so!“

Dann eine herzliche Begrüßung und natürlich auch ein gemeinsames Foto:

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Wir trennten uns dann wieder. Mit Vincent ging es dann weiter zum ehemaligen Bambi-Kino …

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… eine traurige Erinnerungsstätte, aus der man mit wenig Aufwand mehr machen könnte. Etwas netter dann das Indra, wo die Beatles am 17. August 1960 erstmals Hamburger Bühnenluft schnupperten.

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Einige Schritte weiter passierten wir den Kaiserkeller, Große Freiheit 36 …

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… nahmen den Ort zur Kenntnis, an dem einst der Star Club stand und machten dann ein paar Bilder am Beatles Platz, Ecke Reeperbahn/Große Freiheit. Von dort aus sichteten wir bereits Frank, Ralf, Micha und Sunny. Und umgekehrt. 😉

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Lange hielten wir uns dort nicht auf. Vincent wollte zwar gerne mal die Reeperbahn rauf und runter schlendern, aber wir entschieden demokratisch, uns nun schon in die Nähe des Stadtparks zu begeben (Sunny verschwand hingegen für ein paar Stunden in der ihr noch unbekannten Beatlemania). Chef-Netzmeister Frank meinte, im „Schachcafé“ am Rübenkamp könne man schön draußen sitzen und gut essen. Er sollte Recht behalten. Doch zuvor natürlich die üblichen Erinnerungsfotos.

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Auf dem Weg zum Schachcafé lachte uns am einer Ampel ein bekanntes Gesicht von einem Plakat entgegen.

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Im Schachcafé stillten wir Durst und Hunger. Portionen monströsen Ausmaßes wurden serviert und für sehr gut befunden. Michas Baguette konnte ob seiner Größe eigentlich unter das Waffengesetz fallen. Der Gute schaffte nur die Hälfte, so dass Vincent sich über den Rest hermachte. Schön auch, dass Frank uns die von Ringo in die Menge geworfenen „Peace & Love“-Armbänder schenkte. So hatten wir ein kleines Trostpflaster für die verpasste Aktion bei Hard Rock Café. Irgendwann juckte es uns dann doch: Wir wollten los zum Stadtpark. Vorbei an netten Schrebergärten und dann über die Jahnbrücke, die mehr oder weniger direkt zum Stadtpark führt. Vincent entdeckte dabei auf einer großen Werbetafel, dass sich selbst der Eishersteller Ben & Jerry’s auf Ringo eingestellt hatte:

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Um ungefähr 17:15 Uhr hatte sich eine etwa 30 Meter lange Schlange von Fans vor dem Stadtpark-Einlass gebildet. Nach ein paar Minuten reihte sich Vincent ein, worauf ich ihm Gesellschaft leisten wollte (Micha kam auch hinzu). Der Schelm war aber schnell wieder weg, holte sich eine Cola und blieb vor der Getränkebude bei Frank und Ralf stehen. Ein paar Meter von ihnen entfernt stand good old Horst Fascher, der ehemalige Star Club-Geschäftsführer und Freund der Beatles. Vincent musste erstmal erklärt werden, wer denn Horst Fischer (sic!) überhaupt ist, aber wenig später entstand dann dieses Foto:

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Kurz nach 18:00 Uhr dann der Einlass. Ralf, Micha, Vincent und ich fanden einen recht guten Platz frontal vor der Bühne, etwa in der dritten Reihe. Frank, die mit Gattinnen angereisten Jürgen, Jörg und Alex standen weiter entfernt. Etwas später traf auch meine Herzdame ein, die es ebenfalls bevorzugte nicht im vorderen Getümmel zu stehen.

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Allein dieser Anblick hat mich im Grunde all meine All Starr-Vorbehalte vergessen lassen. Hier würde in wenigen Minuten das Herz und die Seele, der Schlagzeuger der größten Band aller Zeiten Platz nehmen. Auch die anderen Jungs waren freudig erregt:

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Auch Kai (ebenfalls Erdbeere) entdeckte uns und war schnell mit dabei im Reich der Fachsimpelei. Was heute, an Ringos Geburtstag wohl alles passiert … passieren könnte! Zwei Edel-Fans aus den Niederlanden standen neben uns. Sie hatten schon einige All Starr-Konzerte hinter sich und schlossen es nicht aus, dass es einen Gastaufritt vom Paulemann geben könne. Immerhin sei er gerade nicht in den USA, sondern in Liverpool wegen der LIPA-Studienabschluss-Veranstaltungen und könnte (ja, der Konjunktiv war in diesen Minuten unser bester Freund) daher ja mal eben rüberjetten.

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Das planmäßig Vorprogramm (ein mir unbekannter Zeitgenosse namens Henrik Freischlader) entfiel. Wir hatten nix dagegen, und so dauerte es nicht mehr all zu lange, bis wir den „Peace & Love“-Mann zu Gesicht bekamen. Mit „It Don’t Come Easy“ und „Honey Don’t“ ging’s los:

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Eines vorweg: Umgehauen hat mich die Band nicht, aber es war auch nicht schlecht.
Beim dritten Song – „Choose Love“ – zückte ich dann die O’Bell-Cam: —> „Choose Love“

Das gleichnamige Album mag ich eigentlich nicht so, aber den Titelsong schon – alleine die entfernten „She’s A Woman“ und „It Don’t Come Easy“-Anspielungen sind ja ganz witzig. Und: tolles Riff. Anschließend überließ Ringo erstmal seinen Kollegen das Feld. Rick Derringer legte los mit dem größten Hit seiner früheren Band The McCoys: „Hang On Sloopy“. Ein sehr simpler Song, der aber immer gut abgeht. Astreine Version.

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Drumming is his madness (DEN Song sollte er mal spielen!):

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Dann war Edgar Winter an der Reihe. Wie auch Rick Derringer (der ein irritierend maskenhaftes Gesicht hat) alles andere als ein Posterboy. Aber wie eingangs erwähnt, dachte ich über Deratiges kaum noch nach. Derringer gefiel mir als Gitarrist und Sänger [wenngleich ich seinen Solo-Spot (Gitarrengegniedel nach „Rock And Roll Hoochie Koo“) auch nicht so dolle fand) und Edgar Winter war einfach nur sympathisch, hatte Entertainer-Qualitäten und ist als Musiker sowieso über jeden Zweifel erhaben. Es erklang also „Free Ride“ – was ich zuletzt allerdings auch schon besser gehört habe. Was soll’s!

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Next one, please. Wally Palmar durfte dann den einzigen Hit seiner „Romantics“ vortragen: „Talking In Your Sleep“. War gar nicht so übel.

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Richard Page und Wally Palmar teilten sich anschließend „beatlig“ ein Mikro zum Harmoniegesang bei Ringos „I Wanna Be Your Man“:

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Was dann passierte, überraschte mich. Nix Weltbewegendes, aber als Gary Wright dann seinen Part „Dream Weaver“ beginnen sollte, hielt dieser zunächst recht ausführliche Ansprache in nahezu akzentfreiem Deutsch (hätte er vor etwas mehr als 20 Jahren ja mal sagen können, als ich die Gelegenheit hatte, einen kurzen Smalltalk mit ihm zu halten). Er sprach davon, dass er erstmals mit Spooky Tooth in Deutschland spielte, dass er sich sehr geehrt fühlt, Teil dieser Band zu sein und dass er sich freut, wie Ringo sich für die Botschaft von Peace & Love einsetzt. Natürlich erzählte er auch, wie Ringo und er sich damals bei den Aufnahmen zu George Harrisons „All Things Must Pass“-Album kennen lernten. Überhaupt ist Gary Wright ein ziemlich spiritueller Mensch (und schlug diesen Weg auf Inspiration von George ein), wobei ich den Eindruck habe, dass ihm im Gegensatz zu George ein wenig die Bodenständigkeit fehlt – und so wirkte er in dieser Band auf mich immer ein bisschen „außen vor“. Kann mich aber auch täuschen. Hier also Gary Wright:

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Vom Zweitdrummer Gregg Bissonette abgesehen (trat nicht als Solist in Erscheinung), war dann Ex-Mr. Mister-Sänger und Songschreiber Richard Page als Letzter an der Reihe. Mr. Mister hat mich in den Achtzigern eigentlich gar nicht angesprochen, aber die „Kyrie“-Version gefiel mir dann doch recht gut. Von allen Sängern auf der Bühne hat Page übrigens noch am besten die gesanglichen Qualitäten halten können. Das klang noch echt frisch und kräftig. Überraschend für eine Tenorstimme (vgl. Macca)!

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Und hier mal ein Bild der kompletten All Starrs (war von meiner Position aus ohne richtigen Weitwinkel nur schwer möglich, alle auf ein Foto zu bekommen):

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Im Anschluss daran wieder zwei Songs von Ringo. Zunächst „The Other Side Of Liverpool“, das er mit Snare und nur wenig anderem Gedöns vorn auf der Bühne darbot.

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Das „What’s My Name???“ gehört zu jedem Ringo-Konzert wie auch – logisch – „Yellow Submarine“. Der Kracher kommt naturgemäß immer etwas holprig rüber. So einfach der Song zu sein scheint: Für eine Band von limitierter Lebensdauer wie beim All Starr-Konzept ist „Yellow Submarine“ sicher keine leichte Aufgabe. Den Zwischenteil („Captain! Captain! …“) versah Ringo mit einigen deutschen Brocken („Hamburg, Hamburg!“ etc.).

Bei Edgar Winters „Frankenstein“ verschwand Ringo von der Bühne und kam danach zu „Peace Dream“ wieder zurück. Von allen Ringo-Songs an diesem Abend war „Peace Dream“ das Stück, das mich am wenigsten erreichte. Mir persönlich ist das einfach zu platt und klischeehaft – auch mit Ringo-Bonus. Ist aber nur meine Meinung. Ringo scheint auf der Bühne sehr glücklich zu sein, das ist das Wichtigste. Man sieht es z.B. auch auf diesem Bild:

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Jeder Mitstreiter der All Starrs kam nochmal dran. Hier Gary Wright bei „Love Is Alive“ (Derringer sieht jedenfalls ziemlich alive aus :zwinki: ):

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Wenn dann „With A Little Help From My Friends“ ertönt, dann weiß man: Gleich ist Schluss. Und die Art und Weise will mir nicht so recht gefallen: Nach „Little Help“ zieht Ringo von der Bühne ab, erscheint wenig später wieder für ein paar Zeilen Mitsingen bei „Give Peace A Chance“ und ist dann erneut (und nun endgültig) verschwunden. Die Band bleibt und nimmt die Ovationen der Fans entgegen. Das war’s dann – ohne auch nur eine Zugabe. Schade.

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Man hätte an diesem Ort und an diesem Datum vielleicht noch etwas Besonderes erwarten können, aber ich will nicht meckern. Nach einen unschönen Start in den Tag war es doch noch – allen Befürchtungen zum Trotz – ein nettes Konzerterlebnis mit einem ganz vitalen 71-jährigen Ringo Starr. Und (nicht zu vergessen) eine wunderbare Zeit mit den Erdbeerfelder-Freunden.

FAB!

Die Setlist vom Konzert im Stadtpark, 07. Juli 2011:

It Don’t Come Easy
Honey Don’t
Choose Love
Hang On Sloopy (Rick Derringer)
Free Ride (Edgar Winter)
Talking in Your Sleep (Wally Palmar)
I Wanna Be Your Man
Dream Weaver (Gary Wright)
Kyrie (Richard Page)
The Other Side Of Liverpool
Yellow Submarine
Frankenstein (Edgar Winter)
Peace Dream
Back Off Boogaloo
What I Like About You (Wally Palmar)
Rock and Roll, Hoochie Koo (Rick Derringer)
Boys
Love Is Alive (Gary Wright)
Broken Wings (Richard Page)
Photograph
Act Naturally
With a Little Help from My Friends
Give Peace a Chance

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