1973 – „Living In The Material World“

Living In The Material World

Veröffentlicht:  29. Mai 1973
LP: Apple 1C 062 – 05 370 (Deutschland)
CD: Capitol 7 94110 2 (USA)

Titel:
Give Me Love (Give Me Peace On Earth) / Sue Me, Sue You Blues / The Light That Has Lighted The World / Don’t Let Me Wait Too Long / Who Can See It / Living In The Material World / The Lord Loves The One (That Loves The Lord) / Be Here Now / Try Some Buy Some / The Day The World Gets ‚Round / That Is All

Im Oktober des Jahres 1972 begann George mit den Aufnahmen für sein nächstes Studioalbum, welches auch vorläufige Titel wie „The Light That Has Lightened [sic!] The World“ oder „The Magic Is Here Again“  trug, später geändert in „Living In The Material World“. Die Arbeiten am Album zogen sich bis März 1973 hin. Die Zusammenarbeit mit Phil Spector hatte für Harrison in den vergangenen Jahren stets zu guten Ergebnissen geführt. So wollte er Spector auch für dieses Album als Produzent verpflichten. Mit Ausnahme eines Songs übernahm George die Produktion dann aber doch selbst, da Spectors Unzuverlässigkeit und Alkoholkonsum eine adäquate Betreuung der Aufnahmen unmöglich machten. Der Sound des späteren Albums war ein anderer als bei „All Things Must Pass“, was allerdings bei Künstlern auch nicht weiter verwunderlich ist. Es verbietet sich gewissermaßen. Schließlich hat Picasso sein „Guernica“ oder Beethoven seine „Mondscheinsonate“ auch nicht wiederholt.

Die ersten zwei eingespielten Stücke waren „Give Me Love (Give Me Peace On Earth)“ und „Miss O’Dell“. Mit dem weitgehend akustischen „Give Me Love“ stellte George Harrison abermals unter Beweis, wie gut es ihm mittlerweile gelang, schöne, eingängige Melodien zu schreiben. Der Titel wurde später ein weiterer großer Erfolg in den Singlecharts. Ungeachtet dessen wurden die Stimmen der Kritiker lauter, die meinten, Georges Stimme sei zu weinerlich, sein musikalisches Auftreten inhaltlich zu missionarisch. Stimmt man in diesen Kanon ein, so lässt es sich nicht von der Hand weisen, dass „Living In The Material World“ weitaus mehr predigenden Charakter hat als noch „All Things Must Pass“. Weder vorher noch nachher zeigte sich George Harrison auf einer Schallplattenaufnahme so introspektiv, spirituell und aufrichtig – und sein Ziel war es, auch anderen Menschen zu zeigen, dass es im Hinblick auf das nächste Leben am wichtigsten ist, sich im Diesseits Gott zuzuwenden.

„Material World“ – damit bringt der Hörer als erstes Geld in Verbindung. Es ist aber alles, was das Individuum mit seinen Augen sieht und erlebt, ob es nun ein Wald ist, Börsenberichte, Autos, Gebäude, der Arbeitsplatz oder die eigene Leidenschaft und sensorische Wahrnehmung ist (ähnlich der als „Maya“ beschriebenen Illusion in „Beware Of Darkness“).

„Give Me Love“ ist ein einziges Gebet, eine Anrufung Gottes. Ähnlich wie bei „My Sweet Lord“ steht hier der sehnliche Wunsch nach der Offenbarung Gottes im Vordergrund:

„Give me light
(…)
Trying to touch and reach you
With heart and soul.
(…)
Please take hold of my hand
That I might understand you.”

(“Gib mir Erleuchtung […] Mit Leib und Seele versuche ich Dich zu erfassen […] Bitte nimm mich bei der Hand, damit ich Dich vielleicht dann verstehe.“)

Zwischen den Strophen dann ein lang gezogenes OM, welches nahtlos übergeht in „My Lord“. Harrison bittet nicht nur um Segen für sich selbst, sondern auch für die Welt, in der er sich befindet:

„Help me cope with this heavy load
(…)
Give me love
Give me peace on earth.“

(„Hilf mir, mit dieser schweren Last fertig zu werden […] Gib mir Liebe / Gib mir Frieden auf Erden“).

Im „Sue Me, Sue You Blues“ geht es allerdings äußerst irdisch weiter. Hier verarbeitete Harrison die unangenehmen juristischen Begleiterscheinungen, die zunächst die Managementfrage der Beatles und später dann die Trennung der Gruppe mit sich brachten. Der mit einer markanten Slidegitarre unterlegte Song verdeutlicht, wie schwer es im Alltag manchmal ist, die Gegenwart Gottes zu erkennen. Ungefähr so, als würde man in einem Intercity sitzen und versuchen während der Durchfahrt am Bahnhof eines Provinznestes zu erkennen, ob da eine Frau oder ein Mann im Schalterhaus sitzt. George Harrison war von den gerichtlichen Vorgängen um den Beatles-Split angewidert und kam zu dem Schluss, dass man leider nicht zum Vergnügen zusammenkommt, sondern am Ende lediglich der Anwalt lacht, und zwar mit einem gefüllten Geldbeutel in der Tasche:

„Bring your lawyer
And I’ll bring mine
Get together, and we could have a bad time
(…)
But in the end
We just pay those lawyers their bills
(…)
I’m tired of playing the
Sue Me, Sue You Blues.“

(Bring du deinen Anwalt / Und ich bringe meinen / Lass uns zusammen eine schlechte Zeit haben […] Am Ende stopfen wir nur den Anwälten das Geld in den Rachen […] Ich bin’s Leid, den ‘Verklagst-du-mich, verklag-ich-dich-Blues’ zu spielen).

Harrison spricht da zuletzt – wörtlich genommen – für sich, doch schaut man sich den Text genauer an, so bezieht er alle Ex-Beatles mit ein. Alle machen die gleichen deprimierenden Erfahrungen. John Lennon hingegen attackierte seinem Ego entsprechend bei „How Do You Sleep?“ (1971) eine Person direkt, nämlich Paul McCartney. George Harrisons Spiritualität mag es verhindert haben, dass er ausweglos in den juristischen und persönlichen Gefechten gefangen blieb. Wie bereits erwähnt, erscheint die Gegenwart Gottes weit entfernt, je tiefer man in der materiellen Welt versinkt. Doch George Harrison war stets überzeugt, dass Gott doch da ist und war in der Lage, derartige Vorgänge als lächerlich zu betrachten. Sie geben uns auf den ersten Blick zwar ein schlechtes Gefühl und scheinen kaum überwindbar zu sein. Der Glaube an Gott allerdings erlaubt es, wie auf einem hohen Felsen stehend, das Chaos und die Verrücktheit zu überblicken und darüber zu lachen (der lächerliche, ironische Ton überwiegt im Text vom „Sue Me, Sue You Blues“).

„The Light That Has Lighted The World“, der auf dem Album folgende Song, wurde von George unmittelbar nach dem Konzert für Bangladesch geschrieben. „Maya“, die Illusion, ist hier erneut zentrales Thema. Unsere Wahrnehmung der materiellen Welt ist nur so lange Wahrheit, bis sie durch die tatsächliche Bedeutung entlarvt wird. Dahinter zu kommen, ist allerdings nicht einfach. Viele leben in den Tag hinein, ohne diese Wirklichkeit, die sich wie ein geheimer Schatz verbirgt, erkennen zu können. Für sich nimmt Harrison diese Fähigkeit in Anspruch. Er sieht das Licht, das die Welt erhellte und stellt fest, dass nicht alle akzeptieren können, dass und wie er sich verändert hat:

„I’ve heard how some people, have said that I’ve changed
That I’m not what I was
How it really is a shame.”

(Ich habe von einigen Leuten sagen gehört, dass ich mich verändert habe / Dass ich nicht mehr der bin, der ich war / Dass es wirklich eine Schande sei).

Die Erkenntnis ist schwer:

„So hard to move on
When you’re down in a hole
Where there’s so little chance, to experience soul.

(Es ist schwierig voranzukommen / Wenn man in der Dunkelheit gefangen ist / Und es kaum möglich ist, die eigene Seele zu erfahren).

Eine Haltung wie diese brachte Harrison viel Kritik ein. Wann immer Aussagen über George Harrisons Solojahre gemacht werden, so kann man sich fast sicher sein, dass Attribute wie “predigend”, “belehrend” und “missionarisch” in diesem Zusammenhang auftreten. Auch Scheinheiligkeit wurde George vorgeworfen, da er doch offensichtlich das mondäne Leben eines Weltstars führte und mit seiner Musik ordentlich abkassierte. Harrison heizte Diskussionen wie diese noch an, indem er auf das Innencover der LP ein Foto drucken ließ, auf dem er mit seinen Begleitmusikern auf feinstem englischen Rasen an einer üppig gedeckten Tafel speist, während im Hintergrund eine Stretch-Limousine wartet. Wie ist das möglich? Das spricht einerseits für George Harrisons besonderen Humor. Andererseits griff er zu einem solch drastischen Mittel um auf seine Art zu unterstreichen, dass er sich seines Wohlstandes nicht schämt und auch der Ansicht ist, diesen verdient zu haben. Abgesehen davon entstand das genannte Foto auf dem weitläufigen Gelände des Bhaktivedanta Manor in Hertfordshire, der britischen Hare Krishna-Zentrale. George Harrison erwarb dieses Anwesen 1972 und überließ es der Hare Krishna-Bewegung. In diese Kerbe schlägt auch der Song „Who Can See It“ – interpretiert man ihn in diese Richtung. Harrison singt in dieser großartigen Komposition davon, in der Vergangenheit der Illusion erlegen zu sein, nun aber diese Verfehlungen klar zu durchschauen. Jetzt sollte man aber auch akzeptieren, dass er seinen Glauben gefunden hat ohne dass er nun gleichzeitig dem Reichtum abschwören muss.

„I only ask, that what I feel
Should not be denied me now
As it’s been earned
And I have seen my life belongs to me
My love belongs to who can see it.“

(Ich bitte nur darum, dass das was ich fühle, mir jetzt nicht verweigert wird / Da ich es mir erworben habe / Und ich habe eingesehen, dass mein Leben mir gehört / Meine Liebe gehört dem, der dies versteht).

Einen Song haben wir übersprungen: „Don’t Let Me Wait Too Long“. Ein Titel, von klassischer Beatles-Laufzeit: knapp unter drei Minuten. Auch verfügt das eingängige „Don’t Let Me Wait Too Long“ über eine schöne Melodie, lediglich Harrisons stimmlichen Ausflüge ins hohe Register sind ein wenig gewöhnungsbedürftig. Diese flotte Nummer wäre im Falle einer Singleauskopplung sicheres Chartsfutter gewesen. Beim ersten Hinhören präsentiert sich „Don’t Let Me Wait Too Long“ als einfaches Liebeslied. Aber auch hier gibt es spirituelle Zwischentöne:

„Now only you know how to dry eye up
All of those tears that I’ve cried
Here with your love
Now only you know how to lay it there
Like it came from above
You know that it’s you that I love.“

(Nur du verstehst all die Tränen zu trocknen, die ich vergossen habe / Durch deine Liebe / Nur du verstehst sie mir zu geben / als käme sie vom Himmel herab / Du weißt, dass du es bist, die [den?] ich liebe).

Sicherlich wartet das Ich auf seine Liebe, aber Harrison wäre nicht er selbst, wenn er mit “from above” nicht auch die Liebe Gottes bzw. den „spiritual sky“ meinte. Die irdische und die Gewissheit der göttlichen Liebe in Koexistenz.

Der Titelsong „Living In The Material“ World ist eine schöne Fusion westlicher und fernöstlicher Musik. Er kommt als bodenständiger Bluesrocker daher, zwei Mal elegant von Strophen unterbrochen, die von indischen Instrumenten (dominantes Tabla-Spiel von Zakir Hussein) begleitet werden. Der Text ist erneut sehr persönlich gehalten und bezieht sogar die Beatles-Anfänge mit ein:

„Met them all there in the material world
John and Paul here in the material world
Though we started out quite poor
We got ‚Richie‘ on a tour
Got caught up in the material world.“

(Ich traf sie alle hier in der materiellen Welt / John und Paul in der materiellen Welt / Obgleich wir zu Anfang ziemlich arm waren / Ringo stieß während einer Tour zu uns / Verfingen wir uns in der materiellen Welt).

In der materiellen Welt können die Sinne nicht zufriedengestellt werden, das Verlangen wächst im Gegenteil flutartig an und das Individuum läuft Gefahr, in dieser Illusion zu versinken. Dessen war auch Harrison sich bewusst:

„To the Spiritual Sky
How I pray
Yes I pray that I won’t get lost or go astray
While I’m living in the material world“

(Zum spirituellen Himmel bete ich / Ja ich bete, dass ich in der materiellen Welt nicht verloren gehe).

George Harrison wünschte sich diese Erkenntnis auch für andere, so dass seine Mission klar war:

„Got a lot of work to do
Try to get a message through
And get back out of this material world.“

(Habe eine Menge Arbeit vor mir / Die Botschaft zu verbreiten / Und der materiellen Welt zu entkommen).

„The Lord Loves The One (That Loves The Lord)“ ist nicht der letzte Song des Albums, der offenlegt, wie sich der Mensch von materiellen Dingen blenden lässt. Er führt sich auf, als gehöre ihm die Welt.

„But when death comes to claim them
Who will stand, and who will fall?“

(Aber wenn der Tod kommt um sie zu holen / Wer steht aufrecht, wer wird fallen?)

So sollte angestrebt werden, im Diesseits auch bereit sein zu geben, denn:

The Lord loves the one that loves the Lord
And the law says if you don’t give, then you don’t get loving.“

(Der Herr liebt den, der Ihn selbst liebt / Und das Gebot sagt, dass du keine Liebe empfängst, wenn du keine Liebe gibst).

Ein zerbrechlich wirkendes Kleinod ist „Be Here Now“. Der Song fließt ruhig und kontemplativ dahin. Der Text repräsentiert eine Einstellung, die George Harrison bis zu seinem Lebensende beibehielt: Die Vergangheit liegt hinter uns, es ist nichts wie vorher – wichtig ist das Hier und Jetzt.

„Try Some, Buy Some“ ist einer von zwei Titeln (der zweite war „Tandoori Chicken“), die George speziell für Phil Spectors Frau Ronnie geschrieben hatte. Sie wurden bereits im Frühjahr 1971 ohne nennenswerten Erfolg als Single veröffentlicht. Ronnie Spector war auch alles andere als angetan von den beiden Stücken und erklärte, sie habe auch gar nicht begriffen, worum es in „Try Some, Buy Some“ und „Tandoori Chicken“ ging. Vielleicht war George darüber ein wenig enttäuscht, so dass er während der Produktion zu „Living In The Material World“ einfach Ronnies Gesangsspur entfernte und den originalen Backing Track für seine eigene Stimme verwendete. Der Gegenstand dieses Songs ist abermals Erkenntnis und Erleuchtung. Harrison erzählt in „Try Some, Buy Some“ davon, wie er zum Konsum von Drogen verführt wurde. Nach einer Weile des Ausprobierens lehnte er sie jedoch ab, auch weil er unter seinen Musikerkollegen mit ansehen musste, wie viele daran zugrunde gingen. Dieser Moment stellt einen Wendepunkt dar:

„And when it seemed that I would always be lonely
I opened my eyes and I saw you
Not a thing did I feel
Not a thing did I know
Till I called on your love
And your love sure did grow.“

(Und als es so aussah, dass ich auf ewig einsam sein sollte / Öffnete ich meine Augen und sah dich / Ich fühlte nichts / Ich wusste nichts / Bis ich deiner Liebe gewahr wurde / Und deine Liebe wuchs beständig).

Die Wahrscheinlichkeit, dass hier die Liebe Patties gemeint war, von der George spricht, ist eher gering. Die problematische Beziehung des Ehepaars zu dieser Zeit lässt einen solchen Schluss eigentlich nicht zu. Vielmehr zeigt Harrison hier erneut, dass ihm etwas in seinem Leben fehlte und dass dieses Vakuum durch die Hinwedung zu Gott ausgefüllt werden konnte. Diese mit einer guten Portion geschmackvollem orchestralem Bombast angereicherte imposante Komposition inspirierte übrigens David Bowie auf seinem Album „Reality“ (2003) zu einer Coverversion.

Es überrascht nicht sonderlich, dass „The Day The World Gets ‘Round“ der Euphorie nach den Konzerten für Bangladesch entsprang. Das Ideal ist hiernach eine Welt, die erkennt, woran es ihr mangelt und über welche positiven Ressourcen sie verfügt. Eine Welt, in der man einander hilft, Hand in Hand. Eine wahrlich idealistische Einstellung.

So ganz kalt scheint George Harrison die Entfremdung von Pattie dann aber doch nicht gelassen zu haben. Im letzten Stück des Albums, „That Is All“, heißt es, dass Schweigen oder eine nette Geste oft mehr sagen als tausend Worte.

„Silence often says much more
Than trying to say what’s been said before
That is all I want from you
A smile when I feel blue
That is all I’m waiting for
Your love and nothing more.“

(Stille sagt häufig viel mehr / Als Dinge zu wiederholen, die schon zu oft gesagt wurden / Das ist alles, was ich mir von dir wünsche / Ein Lächeln, wenn ich mal traurig bin / Das ist alles, worauf ich warte / Deine Liebe und sonst nichts).

Es ist aber auch im Rückblick nicht von der Hand zu weisen, dass George Harrison 1972/73 seinem Glauben ungleich mehr Hingabe entgegenbrachte als seiner Frau.

Da Phil Spector nicht produzierte, gaben sich im Studio auch nicht Legionen von Musikern die Klinke in die Hand. Es bleib bei einem überschaubaren Kreis von Mitstreitern. Die prominentesten unter ihnen waren Ringo Starr, der treue Freund Klaus Voormann und Ex-Spooky Tooth Gary Wright. George Harrison verzichtete auf die Dienste Claptons und übernahm alle Gitarren selbst. Auffällig ist der starke Einsatz seines Slidegitarre-Spiels. All das, was Harrisons Gitarrenarbeit auf späteren Veröffentlichungen ausmacht, das, was zu seinem Markenzeichen wurde, hat seinen Ursprung auf dem Album “Living In The Material World”.

Die Schallplatte „Living In The Material World“ erschien als Klappcover und besteht aus vielen erwähnenswerten Details. Die Außenhülle präsentiert den Gegensatz zwischen der spirituellen und der materiellen Welt. Das Frontcover zeigt einen verschwommen wirkenden Handabdruck, in dessen Handfläche eine Art Amulett mit einer nicht näher zu bestimmenden hinduistischen Darstellung liegt. Dem entgegen steht auf dem rückwärtigen Cover eine Hand, in der sich drei US-amerikanische Münzen befinden. Klappt man das Cover auf, so ist auf der linken Seite das schon erwähnte „Festtafel“-Foto zu sehen und rechts eine Auflistung der am Album beteiligten Personen. Neben der Schallplatte (die in der Erstausgabe Motivlabel und keinen „Apple“ enthält) kann man der Hülle eine ebenfalls aufklappbare Textbeilage entnehmen. Auf der Vorderseite prangt vollflächig ein Gemälde einer Darstellung von Krishna und der hinduistischen Heldengestalt Arjuna. Krishna zieht als Lenker eines Streitwagens in die Schlacht von Kurukshetra. Direkt hinter Krishna befindet sich Arjuna, der gerade einen Pfeil aus seinem Köcher zieht. Der Dialog zwischen Krishna und Arjuna ist einer der zentralen Bestandteile der heiligen Schrift Bhagavad Gita. Auf Seite 2 und 3 sind alle Songtexte des Albums abgedruckt und auf der Rückseite erscheint erstmals das Sanskrit-Symbol OM (oder auch AUM), das man nach „Living In The Material World“ immer wieder auf Veröffentlichungen von George Harrison findet. OM gilt nach der hinduistischen Vorstellung als Urklang, als Keimsilbe des Universums, aus dessen Klang und Vibration das gesamte Universum entstand. In allen Ausprägungen des hinduistischen Glaubens gilt OM als heiligstes aller Mantren. Bei aller Ernsthaftigkeit konnte sich George Harrison einen humorvollen Seitenhieb in Richtung Paul McCartneys nicht verkneifen. Er parodierte die auf der Rückseite der damals aktuellen Paul McCartney & Wings-LP „Red Rose Speedway“ abgedruckte Fan Club-Adresse: Zwischen zwei dem Wings-Logo entlehnten Flügeln steht der Name des Schagzeugers Jim Keltner. Wenn man seinem Fan Club beitreten möchte, so möge man doch bitte einen abgestempelten und entkleidenen Elefanten an die angegebene Adresse schicken. Auf den deutschen Pressungen des Albums erschien dieser Gag leider nicht.

Auch wenn die Musikpresse eher wenig euphorisch war: Der Erfolg von „Living In The Material World“ stand „All Things Must Pass“ zumindest in den USA kaum nach. Die ausgekoppelte Single „Give Me Loev (Give Me Peace On Earth“ erreichte dort ebenso wie das Album den ersten Platz der Charts. Auch in den Album-Charts von Kanada und Australien wurde die Spitzenposition eingenommen, während in England Platz 2 erreicht wurde. In Deutschland langte es nur zu einem 20. Platz und auch die Single dümpelte mit eine 28. Rang dort, wo das kommerzielle Mittelfeld beginnt.

Anspieltipps:

Give Me Love (Give Me Peace On Earth) / Living In The Material World / Don’t Let Me Wait Too Long / Who Can See It / Try Some, Buy Some

Bewertung:

GeorgeGeorgeGeorgeGeorge

Pressestimmen:

„It’s (…) breathtakingly unoriginal and – lyrically at least – turgid, repetitive and so damn holy I could scream. (…) There are some heavy names on this album but the sound is flaccid“  – New Musical Express, 9. Juni 1973

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